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Niyamas Philosophie Yamas

Autoimmun3 Minute(n) Lesezeit

Ich denke, wir haben die Verbindung zu uns selbst verloren.

Wir haben verlernt, unsere Gefühle zu benennen – geschweige denn sie wirklich zu spüren.

Wir haben verlernt, Gefühle von Gedanken zu unterscheiden, und erkennen kaum noch die Bedürfnisse, die hinter ihnen liegen – ob sie erfüllt sind oder nicht, ob wir handeln sollten oder einfach still lauschen.

Wir verwechseln Wünsche mit Strategien, reagieren statt zu antworten, greifen durch, wo wir eigentlich verstanden werden wollen.

Wie sollen wir da wissen, was wir brauchen, um wahrhaft glücklich zu sein?

Was geschieht mit unserer Energie, unseren Fähigkeiten und Stärken – mit unseren Schwächen, Sehnsüchten, Instinkten, mit all dem, was in uns lebt und sich nicht mehr sortieren lässt?

Uns fehlt es an innerer Klarheit und gemeinsamer Orientierung. Und wenn diese Orientierung fehlt, verlieren unsere Stärken ihren Bezug zur Gemeinschaft. Sie drehen sich nur noch ums Ich – und das Ich beginnt, andere zu übersehen.

Unsere Kräfte verlieren ihre Rückbindung und beginnen, sich wahllos zu auszurichten, manchmal offenbar auch gegen das Leben.

Lange dachte ich, die Menschheit sei wie ein Virus auf diesem Planeten.

Heute glaube ich: Das stimmt so nicht.

Ein Virus ist etwas, das von außen kommt. Doch wir sind nicht außen. Wir gehören zum Ganzen. Wir sind daraus entstanden – und tragen Verantwortung.

Was wir erleben, gleicht mir eher einer Autoimmunreaktion. Teile des Organismus wenden sich bedingt durch falsch interpretierte Signale gegen sich selbst.

Wenn ich mir einen Virus vorstelle, dann sehe ich da etwas Agressives, das es niederzuringen gilt. Hört sich nach viel Gewalt an. Eine durch innere Störungen unterschiedlichster Art ausgelöste schädliche Reaktion unseres Körpers klingt da irgendwie weniger gewaltvoll, eher wie etwas, dass ich durch eine Änderung in meinem eigenen System beeinflussen kann.

Wir haben verlernt, achtsam mit uns selbst umzugehen – und verlieren darüber auch den Zugang zu allem anderen. Wir zerstören unsere Lebensgrundlagen, nicht weil wir böse wären, sondern weil wir uns selbst nicht mehr erkennen.

Was uns fehlt, ist nicht ein Mittel gegen uns selbst. Es fehlt die Verbindung, (Selbst-)Kenntnis, Klarheit, Annahme, Verständnis, Wertschätzung, … you name it.

Zu allererst uns selbst gegenüber und aus dieser Verbindung heraus: zu allem anderen.

Ich weiß nicht, wann wir sie verloren haben. Bei der Industrialisierung? Mit dem Aufkommen der christlichen Religionen mit ihrem Konzept der Schuld oder bereits mit der Sesshaftwerdung und dem Beginn des Patriarchats?

Vielleicht ist das gar nicht entscheidend.

Heilung beginnt dort, wo wir wieder bei uns ankommen.

Ich glaube, dass Yoga für jede:n etwas bereithält. Nicht als fertiges System, sondern als Sammlung von Wegen, offen genug für jede Biografie.

Für mich sind es ein paar einfache Dinge, die ich kenne und übe – und im Moment reicht mir das.

Ich bin damit zufrieden.

Vielleicht sogar glücklich.

Yoga – wie auch der Schamanismus oder andere heilsame Weltanschauungen – ist für mich vor allem eines:

eine Einladung, liebevoll mit mir selbst umzugehen.

Das höre ich immer wieder.

Von Eddie Stern.

Von Deborah Adele.

Von Judith Hanson Lasater (insb. Living Your Yoga).

Der Einstieg ist für viele der Körper – Asana. Dann kommt Atem dazu, vielleicht Yoga Nidra.

Damit kann man schon ganz gut leben.

Und wer tiefer schauen möchte, in das, was unter der Oberfläche liegt – der begegnet irgendwann den Yamas und Niyamas.

Und der Gewaltfreien Kommunikation.

Und dann sind wir bei Themen, die mir besonders am Herzen liegen.

Ausgerechnet Mantra hat für mich in den Wochen und Monaten an Bedeutung gewonnen. Ich beginne zu erspüren, wie es wirkt – und warum. Doch das ist eine andere Geschichte.

Nun gilt es für mich zu begreifen, dass alles seine Zeit braucht.

Das jede:r ihren eigenen Weg geht. Schritt für Schritt.

Das fällt mir oft schwer.

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