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Satya: Wahrhaftigkeit4 Minute(n) Lesezeit

Wahrhaftigkeit im Denken, Sprechen und Handeln

Was Yoga dazu sagt

Satya bedeutet Wahrhaftigkeit – ein Leben in Aufrichtigkeit, Klarheit und innerer Stimmigkeit. Es beschreibt die Ausrichtung darauf, dass Gedanken, Worte und Handlungen übereinstimmen.

Wahrhaftigkeit zeigt sich in der Art, wie gesprochen wird – ehrlich, achtsam und mit dem Wunsch, Verbindung zu ermöglichen. Sie zeigt sich auch im Umgang mit inneren Regungen: Ein Ja, das nicht getragen ist, fühlt sich anders an als eines, das in Einklang mit dem Inneren steht. Satya lädt dazu ein, sich selbst zuzuhören und Entscheidungen bewusst zu treffen.

In der Yogatradition wird Satya auf dem Fundament von Ahimsa, der Gewaltlosigkeit, verstanden. Worte, die aus Wahrhaftigkeit entstehen, wirken kraftvoll und heilsam. Auch die Entscheidung, in bestimmten Momenten still zu bleiben, kann Ausdruck von Wahrhaftigkeit sein – wenn sie getragen ist von Achtsamkeit und Mitgefühl.

Wahrhaftigkeit bedeutet nicht, immer alles auszusprechen. Es bedeutet, in Kontakt zu bleiben mit dem, was innerlich als stimmig empfunden wird – und daraus bewusst zu handeln. So entstehen Klarheit und Vertrauen, innerhalb und im Miteinander.

Satya öffnet den Zugang zur inneren Stimme. Diese leise, klare Orientierung kann spürbar werden, wenn der Blick sich vom Außen nach innen wendet. In ihr liegt oft bereits das Wissen um das Richtige, das Hilfreiche, das Verbindende.

Handlungen, die aus dieser Stimmigkeit entstehen, tragen eine eigene Qualität. Sie entfalten Wirkung, ohne Druck. Worte, die wahrhaftig gesprochen werden, berühren. Sie fördern Verbindung, Orientierung und innere Ruhe.

Ehrlichkeit im Außen, Integrität im Innen

Satya wirkt im Außen als Ehrlichkeit und verstärkt im Innen als Integrität. Der Unterschied liegt oft in der Situation, in der eine Entscheidung getroffen wird – und in der Frage, ob jemand zusieht.

Judith Hanson Lasater erläutert das in ihrem Buch Living Your Yoga sinngemäß so:

Ehrlichkeit

Du gehst mit ein paar Freund:innen durch den Park. Vor euch verliert jemand einen 10-Euro-Schein. Ihr alle habt es gesehen.

Ihr hebt ihn auf und gebt das Geld zurück.

Integrität

Du beobachtest, wie sich ein 10-Euro-Schein selbstständig macht. Niemand sonst hat es bemerkt.

Es wäre leicht, das Geld einfach zu behalten.

Du hebst es auf und gibst es zurück – weil es sich für dich stimmig anfühlt.

Ehrlichkeit braucht ein Gegenüber. Integrität entsteht in dir.
Satya meint beides – das sichtbare Handeln und die stille Übereinstimmung mit dir selbst.

Was die GFK dazu beitragen kann

Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) und Satya, die yogische Wahrhaftigkeit, teilen ein gemeinsames Anliegen: ein Leben in Aufrichtigkeit und innerer Stimmigkeit.

GFK bietet konkrete Wege, diese Haltung zu kultivieren durch bewusste Sprache, echtes Zuhören und das Streben nach Authentizität. GFK beginnt bei der ehrlichen Selbstwahrnehmung: Was fühle ich? Was brauche ich? Diese Fragen helfen, mit dem in Kontakt zu kommen, was im Inneren lebendig ist, auch wenn es unangenehm oder widersprüchlich erscheint.

Satya meint genau diese innere Klarheit, aus der heraus authentische Entscheidungen entstehen können: Z. B. fragt jemand, ob Du Zeit hast, beim Umzug zu helfen. Statt aus Pflichtgefühl zuzustimmen, obwohl es innerlich ein Nein gibt, wäre eine ehrliche und gleichzeitig einfühlsame Antwort: „Ich merke, dass ich erschöpft bin und gerade Ruhe brauche. Ich würde dir gern helfen, nur nicht an diesem Wochenende. Können wir gemeinsam eine andere Lösung finden?“

So wird Ehrlichkeit nicht zur Konfrontation, sondern zur Einladung zur Verbindung.

Oder wenn Du bemerkst, dass du dich in einem Gespräch anpassen willst, um gemocht zu werden, kann es helfen, innezuhalten und zu spüren: Ist das stimmig für mich? Vielleicht entscheidest du dich dann, ehrlich zu sagen, was du wirklich denkst – oder still zu bleiben, weil es gerade nichts zu sagen gibt.

Beides kann Ausdruck von Satya sein, wenn es aus Bewusstheit geschieht. GFK macht erfahrbar, dass Wahrhaftigkeit nicht bedeutet, „immer alles rauszulassen“, sondern dass sie in Verbindung mit Ahimsa (Mitgefühl) am kraftvollsten wirkt: ehrlich sein und gleichzeitig den Wunsch nach Verbindung wahren. So trägt die Gewaltfreie Kommunikation dazu bei, Satya im Alltag zu leben, durch eine Sprache, die sowohl das eigene Innere ehrt als auch den anderen sieht und Integrität nicht laut sein muss, um spürbar zu wirken.

Übungen

Selbstempathie im kleinen Dancefloor (Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis, Bitte an sich selbst) schafft den Kontakt zur inneren Stimme.

Was mich betrifft

René

Ich bin aufgewachsen in einer Umgebung, in der ich oft gehört habe Erzähl es nicht dem Papa, der Mama, dem Opa, der Oma, …

Ich schätze, das erklärt, warum mir ausgerechnet Satya ganz besonders am Herzen liegt.