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Dialog mit Andersdenkenden2 Minute(n) Lesezeit

Drei Tage Workshop in Köln mit Jochen Hiester

Ich besuche vom 28. bis 30. April einen Workshop zum Dialog mit Andersdenkenden von und mit Jochen Hiester aus Koblenz.

Tag eins

An Tag eins ging es zunächst um Grundlagen. Jochen erwartet keinerlei Vorerfahrung in Gewaltfreier Kommunikation für dieses Drei-Tage-Seminar, das – so vermute ich – durchaus noch herausfordernde Aspekte bereithält.

Er legt den Fokus bewusst auf die Ebene der Bedürfnisse und lässt die Gefühle weitegehend außen vor. Bedürfnisse seien leichter zu erkennen, sagt er. Gefühle könnten schnell überfordern oder ablenken.

Nach einer Sammlung von Bedürfnissen – eine ganze Seite voll und niemals vollständig – folgte Jochens Klassiker, die Schandtatenübung: Erzähl von einer Schandtat, die Du mal vollbracht hast, erwischt oder nicht.

  • Stufe 1: Bedürfnisse auf Deiner Seite erkennen und benennen.
  • Stufe 2: Bedürfnisse auf der Seite deiner Gegenüber erkennen und benennen.

Nach dem Mittag eine weitere Übung:
Eine teilnehmende Person richtet einen lauten, spürbar aggressiven Vorwurf an das gesamte Plenum. Die Aufgabe für alle anderen war es, zunächst innerlich den eigenen Dampf abzulassen. Danach bewusst die Körperempfindungen wahrzunehmen. Erst im dritten Schritt ging es darum, das Bedürfnis der sprechenden Person zu erkennen – analog zu Stufe 1 der Schandtatenübung.

Ein Gedanke, der sich bei mir während dieser Übung entwickelt hat:

Das bewusste Dampfablassen überbrückt die etwa 90 Sekunden, in denen ein Gefühl als reine körperliche Reaktion präsent ist. Was danach bleibt, sind die Bewegungen der Emotionen. Diese nehmen wir nun wahr indem wir auf unsere Körperempfindungen achten. Mit wachsender Übung wird es möglich, diese eigenen Emotionen wahrzunehmen und sich abzugrenzen zu denen der anderen Person.

In diesem Raum entsteht Neutralität – ein innerer Tara-Knopf, der mich unterstützt, mich in die andere Person einzufühlen. Erst dann wird es möglich, die Gefühle und Bedürfnisse des Gegenübers zu erkennen, jenseits der eigenen ersten Reaktionen.

Wir sind hier, um mit Menschen in Kontakt zu treten, die weit außerhalb unserer gewohnten Blase unterwegs sind. Es gehört dazu, immer wieder herausgefordert und getriggert zu werden. Jochen erinnert uns regelmäßig daran.

Jochen bringt eine beeindruckende Klarheit und Souveränität in die Arbeit ein. Er kann eine beliebige Aussage quasi in Echtzeit aufschlüsseln – in Urteile, Bewertungen, Bedürfnisse, Gefühle, Pseudogefühle und weitere Unterscheidungen. Und das in einer Geschwindigkeit und Präzision, die mich sehr beeindruckt.
Seine Art bleibt dabei vollkommen ruhig, sachlich und getragen von feinem Humor. Keine Vorwürfe, keine Bewertungen in seinem Ton. Eine sehr angemessene und wohltuende Atmosphäre entsteht.

Tag 2

Marotte: ich mag keine klebrigen Finger

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